Parlamentarischer Abend: Bildung ist das Thema der Zukunft: Handwerksspitze diskutierte mit Landtags-Vertretern über Meister-Hochschulzugang und Berufsschulen

7. November 2002

"Qualifikation ist der Schlüssel für zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg. Sie ist Voraussetzung für hohe Produktivität und die Bewältigung des demographischen Umbruchs, da das vorhandene, knappe Arbeitskräftepotential bestmöglich genutzt werden muss. Fazit: Bildung ist das Thema der kommenden Jahrzehnte." Mit diesen Feststellungen begrüßte der Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), Heinrich Traublinger, MdL, Vertreter der Arbeitskreise für Bildung, Jugend und Sport, für Wirtschaft, Verkehr und Technologie sowie des Arbeitskreises für Hochschule, Forschung und Kultur der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag zu einem Parlamentarischen Abend in München. Gleichzeitig umriss er damit die Themenfelder des Abends: Direkter Fachhochschulzugang für Meister und eine auf die Bedürfnisse der Wirtschaft abgestellte Neustrukturierung der Berufsschulen, an deren Ende ein bedarfsgerechtes Berufsschulangebot für die Schüler und die Wirtschaft zur Verfügung steht. Adolf Dinglreiter, Vorsitzender des Arbeitskreises für Wirtschaft der CSU und gleichzeitig des entsprechenden Ausschusses im Bayerischen Landtag, wies darauf hin, dass in der Bildungspolitik der Föderalismus erhalten bleiben müsse und die Vorgabe einer Abiturientenquote von 40 Prozent, wie sie im Umfeld der PISA-Studie diskutiert wurde, Unsinn sei. Dr. Paul Wilhelm, Vorsitzender des CSU-Arbeitskreises für Hochschule, Forschung und Kultur sowie des gleichnamigen Landtags-Ausschusses, meinte zur Frage des Fachhochschulzuganges für Meister: Das Bildungssystem müsse einerseits Durchlässigkeit für die Tüchtigen bieten. Man könne aber niemanden voraussetzungslos studieren lassen, das schade auch den Betroffenen. Die Modelle im Amberg und Ingolstadt, wo Handwerksmeister bestimmter Fachrichtungen schon die Fachhochschule besuchen können, nannte er erfolgreich. Man werde eine Ausweitung dieses Modelles in Bayern noch in dieser Wahlperiode auf einen guten Weg bringen. BHT-Hauptgeschäftsführer Bernd Lenze wies darauf hin, dass sich für die Handwerksmeister seit der Schaffung von Fachhochschulen beim Zugang gegenüber früher ein "Rückschritt" ergeben habe. Die Meisterprüfung müsste als Voraussetzung für den Zu-gang zur Fachhochschule ausreichen, um die Handwerksausbildung auch für die Tüchtigen attraktiv zu halten. Eine ausführliche und lebhafte Diskussion gab es um die Organisationsreform der Berufsschulen. Vertreter des Handwerks wiesen mit zahlreichen Beispielen darauf hin, dass durch die Schaffung von Kompetenzzentren vielen Lehrlingen unzumutbar lange Wege entstünden und dass dies zum Teil sogar zur Wahl eines anderen, eventuell nichthandwerklichen Berufes führe. Die Landtagsvertreter, allen voran der stv. Vorsitzende des Arbeitskreises Bildung, Jugend und Sport der CSU-Landtagsfraktion, Eduard Nöth, erläuterten, dass auch der Staat mit seinen investiven Mitteln effektiv umgehen müsse und deshalb eine Straffung der Berufsschulorganisation nötig sei. Dadurch ergäben sich zum Teil auch weitere Wege. Nachdem BHT-Geschäftsführer Rudolf Herwig noch einmal deutlich unterstrich, dass die Berufsschule eine Dienstleistungseinrichtung für die Schüler und für die Wirtschaft sei, einigte man sich darauf, künftig in dieser Frage enger mit der Wirtschaft abzustimmen und stärker auf deren Wünsche einzugehen.