Peteranderl
Handwerkskammer für München und Oberbayern

Peteranderl: "Trotz aller momentanen Herausforderungen steht die Konjunktur-Ampel im Handwerk klar auf grün"Handwerkskonjunktur im 3. Quartal volatil

27. Oktober 2021

Die konjunkturelle Erholung nach Corona ist alles andere als ein Selbstläufer, die Handwerkskonjunktur blieb im 3. Quartal volatil. Ende September bewerteten 54 Prozent der befragten Betriebe ihre aktuelle Lage als gut und 32 Prozent als befriedigend. Diese Werte lagen insgesamt um 6 Punkte über dem Vorjahresquartal. Um das Vorkrisenniveau wieder zu erreichen, fehlen aber noch 7 Punkte. „Die Gesamtsituation gestaltete sich für das Handwerk im Berichtszeitraum eigentlich positiv - Grund waren die weiterhin niedrigen Zinsen und starke Nachholeffekte sowohl bei den Verbrauchern als auch den gewerblichen Kunden. Allerdings haben sich die stark ansteigenden Einkaufspreise und die teilweise sogar noch verschärften Beschaffungsprobleme negativ aufs Geschäft ausgewirkt“, betont Kammerpräsident Franz Xaver Peteranderl.

Konstant hohe Wohnungsbaugenehmigungen und der Bedarf an Bau- und Ausbauleistungen sorgten im 3. Quartal im Bauhaupt- (13,6 Wochen) und Ausbauhandwerk (12,7 Wochen) weiterhin für volle Auftragsbücher. Im Kammerbezirk meldeten gewerkübergreifend 18 Prozent der Befragten steigende und 57 Prozent eine konstante Nachfrage. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum steht damit insgesamt ein Plus von 4 Punkten. Die Kapazitätsauslastung im oberbayerischen Handwerk stieg gegenüber dem Vorjahr um einen Punkt auf 79. Im Vergleich zum 2. Quartal fiel sie dagegen um 1 Punkt. Lediglich die verbrauchernahen Dienstleister wie Augenoptiker, Friseure oder Hörgeräteakustiker konnten ihre Auslastung im Berichtszeitraum gegenüber dem 2. Quartal erhöhen. Während im Bauhauptgewerbe (-1 Punkt) und bei den Industriezulieferern (-2 Punkte) der Rückgang moderat ausfiel, sank die Auslastung im Kfz-Handwerk im Berichtszeitraum um 8 Punkte. Da bei weitem nicht alle neuen Bestellungen und Aufträge abgearbeitet werden konnten, stieg der Auftragsbestand gegenüber dem Vorjahr gewerkübergreifend um 2,4 auf 10,3 Wochen. Das ist ein neues Allzeithoch für das 3. Quartal. Auch gegenüber dem 2. Quartal erhöhte sich der Auftragsbestand leicht um 0,3 Wochen. Aufgrund der starken Saisoneffekte im Handwerk ist das zu diesem Zeitpunkt eher ungewöhnlich.

Umsatzentwicklung im 3. Quartal deutlich besser als im Vorjahreszeitraum

Die oberbayerischen Handwerksbetriebe schätzten ihre Umsatzentwicklung im 3. Quartal deutlich besser ein als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres: 21 Prozent meldeten gestiegene und 58 Prozent konstante Umsätze. In Summe steht man um 7 Punkte besser da als im Vorjahresquartal. Das Vorkrisenniveau wurde jedoch um 4 Punkte unterschritten. Vor allem die Handwerke für den gewerblichen Bedarf (+25 Punkte), die Lebensmittelhandwerke (+20 Punkte) und die Verbrauchernahen Dienstleister (+21 Punkte) legten gegenüber dem Vorjahr deutlich zu. Ausschlaggebend dürften das verbesserte Konsumklima und die schrittweise Aufhebung der Corona-Beschränkungen gewesen sein. Die Preisentwicklung verlief im Berichtszeitraum noch dynamischer als im 2. Quartal: 71 Prozent der Befragten gaben in der Konjunktur-Umfrage gestiegene und weitere 27 Prozent konstante Einkaufspreise an. Während im Bau- und Ausbauhandwerk vor allem das knappe Material die Preise trieb, litten energieintensive Gewerke wie z.B. das Lebensmittelhandwerk vor allem unter den steigenden Energiekosten. Im September mussten die Betriebe z.B. für elektrischen Strom satte 30 Prozent mehr bezahlen als im Vorjahr. Binnen Jahresfrist stiegen die Erzeugerpreise insgesamt um über 14 Prozent und die Preise für Energie um 33 Prozent. Diesen Anstieg zumindest teilweise an die Verbraucher weiterzugeben, gelang aber nur gut einem Drittel der Befragten.

Nach Schätzungen der Kammer wurden im oberbayerischen Handwerk im 3. Quartal 12,1 Milliarden Euro umgesetzt. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist dies ein Zuwachs von 5,8 Prozent. Rechnet man die dynamische Preisentwicklung heraus, dürfte das reale Umsatzwachstum nur knapp 2 Prozent betragen. Dem Handwerk ist es bislang noch nicht gelungen, die durch die Pandemie hervorgerufenen, wenn auch moderaten Beschäftigungsverluste wieder auszugleichen. Vor allem das Lebensmittelhandwerk, die verbrauchernahen Dienstleister und die Industriezulieferer verloren in 2020 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch im 3. Quartal muss von einem Beschäftigungsniveau unter dem Vorjahresstand ausgegangen werden. 17 Prozent der Befragten vermeldeten einen Beschäftigungsaufbau, während 15 Prozent mit weniger Personal auskommen mussten. Nach ersten Schätzungen beschäftigten die Betriebe im Kammerbezirk Ende September 314.700 Menschen. Im Vorjahresvergleich ist das ein Minus von 0,3 Prozent. Positive Nachrichten gibt es bei der Investitionstätigkeit: Aufgrund der Nachholeffekte nach der Pandemie haben die oberbayerischen Handwerksbetriebe auch im 3. Quartal wieder tüchtig investiert. Der Anteil investierender Betriebe lag im Berichtszeitraum bei 39 Punkten. Das sind 5 Punkte mehr als im Vorjahr und auch im langjährigen Durchschnitt ein hoher Wert. Etwa 290 Millionen Euro flossen in neue Fahrzeuge, Maschinen oder Gebäude. Binnen Jahresfrist ist das ein Plus von 5,5 Prozent. Die Zahl der Mitgliedsbetriebe lag zum 30. September bei rund 80.000 und damit um 0,4 Prozent über dem Vorjahreswert.

In den nächsten fünf Jahren suchen etwa 8.200 Betriebe eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger

Zwei Drittel der Befragten gehen davon aus, dass die Preise bis zum Jahresende weiter anziehen werden. Für das 4. Quartal halten sich die Geschäftserwartungen im oberbayerischen Handwerk mit 13 Prozent positiven und 12 Prozent negativen Einschätzungen fast die Waage. Vor einem Jahr war die Stimmung mit 9 Prozent positiv gestimmten Chefinnen und Chefs und 22 Prozent, die eine schlechtere Entwicklung erwarteten, jedoch deutlich pessimistischer. Der Ausblick auf das Gesamtjahr bleibt weiterhin schwierig. Bei ihrer Prognose für 2021 geht die Kammer davon aus, dass die Pandemie-Lage insgesamt stabil bleibt und es keine neuen Beschränkungen mehr gibt. Für das oberbayerische Handwerk wird ein gewerkübergreifendes Umsatzplus von nominal 3,5 Prozent erwartet. Die Zahl der Beschäftigten dürfte um etwa 0,6 Prozent sinken, das Investitionsvolumen um ca. 8,1 Prozent steigen. Peteranderl: „Trotz aller momentanen Herausforderungen steht die Konjunktur-Ampel im Handwerk jedoch klar auf grün.“

Bis Mitte Oktober registrierte die Handwerkskammer rund 8.200 neue Ausbildungsverhältnisse. „Damit liegen wir gut 300 Verträge unter dem Vorjahresniveau. Nach wie vor ist das Angebot bei unseren Betrieben groß, es stehen noch freie Lehrstellen in vielen Berufen zur Verfügung“, berichtet Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Hüpers. Neben den Fachkräften braucht das Handwerk in Oberbayern auch dringend Frauen und Männer, die Chefin bzw. Chef werden wollen: In den nächsten fünf Jahren suchen nämlich etwa 8.200 Betriebe eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger. Hüpers: „Eine Ausbildung im Handwerk und entsprechende Weiterbildungen gepaart mit Berufserfahrung sind die perfekte Basis für die Übernahme von Verantwortung im Betrieb.“ Damit die Auszubildenden immer auf dem neuesten Stand sind, investiert die Handwerkskammer laufend in ihre Ausbildungsstätten. Kürzlich wurden zwei Bauhallen in Großmehring in Betrieb genommen, die das Ingolstädter Bildungszentrum erweitern.

Beitrag von Alexander Tauscher zur Handwerkskonjunktur:

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