PK Konjunktur April 2019
Handwerkskammer für München und Oberbayern

Peteranderl: "Auftragseingänge bleiben konstant"Handwerk stemmt sich gegen Konjunkturabschwung

24. April 2019

„Das bayerische Handwerk stemmt sich weiterhin erfolgreich gegen den Konjunkturabschwung: In der Umfrage für das 1. Quartal 2019 beurteilten mit 56 Prozent mehr als die Hälfte aller befragten Handwerksunternehmen im Freistaat die aktuelle Geschäftslage als gut, für weitere 35 Prozent war sie zumindest befriedigend“, berichtete Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), bei der Vorstellung der neuesten Zahlen.

Die Auslastung der Betriebe legte im 1. Quartal im Vorjahresvergleich um einen weiteren Punkt zu und erreichte durchschnittlich 80 Prozent. Sie stieg damit zum vierten Mal in Folge in einem Winterquartal. Insgesamt hatten die bayerischen Handwerksunternehmen Ende März durchschnittlich Aufträge für 10,7 Wochen in ihren Büchern stehen, eine Woche mehr als noch vor Jahresfrist. Nach Schätzungen des BHT setzten die Betriebe im Freistaat im 1. Quartal etwa 25,2 Milliarden Euro um. Gegenüber dem Vergleichszeitraum entspricht dies einem Plus von nominal 4,5 Prozent. Zieht man die Preissteigerung ab, verbleibt ein reales Plus von ca. 1,5 Prozent. Ende März waren etwa 941.300 Personen im bayerischen Handwerk beschäftigt, 1,3 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Peteranderl: „Wir hätten uns hier ein größeres Plus gewünscht, aber den Betrieben fällt es auf dem leer gefegten Arbeitsmarkt weiterhin schwer, geeignete Fachkräfte zu finden.“

Die Investitionstätigkeit zog dagegen zum Jahresstart kräftig an: Der Anteil investierender Betriebe kletterte um sechs Punkte auf 39 Prozent. Ein solcher Wert wurde in einem Winterquartal seit Beginn der Zeitreihe 1991 erst zum zweiten Mal erreicht. Auch das Gesamtvolumen stieg deutlich: Nach einer ersten Schätzung investierten die bayerischen Betriebe im 1. Quartal etwa 700 Millionen Euro in neue Maschinen, Fahrzeuge und Gebäude. Im Vorjahresvergleich entspricht dies einem Plus von 7,4 Prozent. Die Zahl der Mitgliedsbetriebe lag Ende März bei 202.000 – so viele wie vor Jahresfrist. Für die nächsten drei Monate gehen 24 Prozent der Befragten von einer verbesserten und 72 Prozent von konstanter Geschäftstätigkeit aus. In Summe gab es gegenüber dem Vorjahr keine Veränderung. Für das Gesamtjahr rechnen die Konjunkturexperten des BHT mit einem Umsatzplus von nominal vier Prozent. Die Zahl der Beschäftigten dürfte um etwa 0,9 Prozent zulegen, die Investitionen um rund 3,5 Prozent wachsen.

In gut einem Monat findet in Deutschland die Europawahl statt. „Die Auseinandersetzungen rund um den Brexit haben auch hierzulande aufgezeigt, wie wichtig und schützenswert die Einigkeit Europas ist“, betonte Peteranderl. Gesetze und Maßnahmen aus Brüssel stellen handwerkliche Betriebe jedoch immer wieder vor große Herausforderungen. Der BHT hat daher seine wichtigsten Forderungen als Wahlprüfsteine zusammengefasst (mehr im Internet unter www.dasbayerischehandwerk.de/europawahl):

Ein Weg zu mehr Wachstum in den Mitgliedstaaten sind Strukturreformen und klare Fiskalregeln. Eine Vergemeinschaftung der sozialen Sicherungssysteme und von Schulden sowie die Erhebung von Steuern auf europäischer Ebene schaden dem wirtschaftlichen Erfolg der EU. Dies setzt falsche Anreize und belastet besonders KMU.

Der europäische Binnenmarkt öffnet KMU den Zugang zu neuen Märkten und Wertschöpfungsketten. Harmonisierungsversuche der EU verkomplizieren jedoch oftmals mehr, als dass sie erleichtern. Der Binnenmarkt kann aus BHT-Sicht nur funktionieren, wenn alle Mitgliedstaaten EU-Recht vollständig und verhältnismäßig umsetzen.

Künftig muss wieder stärker als bisher der Grundsatz der Subsidiarität gelten. Die EU soll sich um Fragestellungen kümmern, die sie besser regeln kann, als die Mitgliedstaaten selbst. EU-Maßnahmen müssen sich an den Bedürfnissen des Handwerks in den Regionen orientieren.

Der BHT begrüßt die Bemühungen der EU, Bürokratie abzubauen und EU-Recht zu verschlanken. Rechtsvorschriften sollten möglichst bürokratiearm und praxistauglich gestaltet werden. Gesetzesvorhaben und Verwaltungsanweisungen müssen konsequent einem „KMU-Test“ unterzogen werden.

Ein entscheidender Pfeiler für die Stärkung lokaler Wirtschaftsstrukturen ist die Kohäsionspolitik: Der Europäische Sozialfonds (ESF) und der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) spielen bei der Förderung der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung sowie bei der technischen Infrastruktur in den regionalen Bildungszentren des Handwerks eine wichtige Rolle. Die Mittelausstattung der Kohäsionsfonds muss sichergestellt und die Antragstellung vereinfacht werden.

Der Meistervorbehalt ist ein zentraler Baustein im System der dualen Berufsausbildung und sichert die Ausbildung in den Handwerksunternehmen. Er muss deshalb besonders geschützt werden. Das Handwerk fordert von der EU ein klares Bekenntnis zum Meistervorbehalt. Zudem muss die Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung in Europa anerkannt und der grenzüberschreitende Austausch in der Berufsbildung über das Programm Erasmus+ gefördert werden.

Die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung sind bisher überwiegend auf industriespezifische Belange ausgerichtet. Doch die Digitalisierung erfasst sämtliche Wirtschaftsbereiche – Stichwort „Wirtschaft 4.0“. Der BHT fordert, den Zugang von KMU zu unverzichtbaren Dateninformationen zu sichern und unlautere Handelspraktiken auf digitalen Plattformen zu verhindern.

Eine sichere, wettbewerbsfähige und bezahlbare, aber auch nachhaltige und klimaverträgliche Energieversorgung muss im Sinne von KMU sichergestellt werden. Um den CO2-Ausstoß nachhaltig zu reduzieren, muss auf die energetische Gebäudesanierung mehr Augenmerk gelegt werden.

Mobilität ist eine der Grundvoraussetzungen für die wirtschaftliche Existenz von Handwerksunternehmen. Diese muss auch künftig sichergestellt sein. Maßnahmen zur Luftreinhaltung dürfen sich nicht einseitig auf den Straßenverkehr fokussieren. Es muss gründlich analysiert werden, ob diese Maßnahmen nicht die Existenz von KMU gefährden.

Beitrag von Alexander Tauscher zur Handwerkskonjunktur:

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