Handwerkskammer für München und Oberbayern
Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (Mitte) wurde bei der BHT-Mitgliederversammlung in Bamberg von BHT-Präsident Franz Xaver Peteranderl (2.v.l.), BHT-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Hüpers (2.v.r.) sowie Präsident Matthias Graßmann (links) und Hauptgeschäftsführer Reinhard Bauer von der gastgebenden Handwerkskammer für Oberfranken begrüßt.

BHT-Mitgliederversammlung in BambergPeteranderl: "Von einer echten Wirtschaftswende ist Deutschland noch weit entfernt"

27. Oktober 2025

„Die Bilanz der neuen Bundesregierung fällt bisher gemischt aus. Das Bemühen ist erkennbar, die Standortbedingungen in Deutschland zu verbessern. Die Modernisierungsagenda oder der Bau-Turbo sind richtige Ansätze zum Bürokratieabbau. Von einer echten Wirtschaftswende ist Deutschland aber noch weit entfernt. Unsere Betriebe warten dringend auf zusätzliche Impulse“, betonte Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT) bei der Mitgliederversammlung in Bamberg.

2025 werden die bayerischen Handwerksbetriebe erneut ein reales Umsatzminus hinnehmen müssen. Peteranderl: „Diese Durststrecke hält schon seit 2021 an. Auch die Beschäftigung wird erneut um über ein Prozent sinken.“ Dagegen ist der seit zwei Jahren andauernde Rückgang der Auftragsbestände zum Stillstand gekommen. Ebenso schätzen die Inhaberinnen und Inhaber der rund 213.000 Handwerksbetriebe im Freistaat ihre wirtschaftliche Lage besser ein als noch in der ersten Jahreshälfte.

Peteranderl: „Ein von Rekordschulden getriebenes Wachstum reicht aber nicht aus. Deutschland braucht tiefgreifende Reformen, um vor allem private Investitionen anzukurbeln, die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu stärken und einen selbsttragenden Aufschwung auszulösen. Diese dringend notwendigen Reformen zur Verbesserung der Standortbedingungen wurden bisher aber nicht angepackt.“ Ein international wettbewerbsfähiges Steuerniveau sei ebenso wichtig wie eine Reform der sozialen Sicherungssysteme. „Das Rentenpaket erhöht die Belastungen aber sogar. Die Lohnzusatzkosten werden laut Studien ohne weitere Reformen bis zum Ende der Legislaturperiode auf 46 Prozent und bis 2035 auf fast 50 Prozent steigen“, kritisierte der BHT-Präsident.

Angesichts dieser Prognosen forderte auch Matthias Graßmann, Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, die Politik zum schnellen Handeln auf: „Vielleicht waren auf der einen Seite die Erwartungen nach dem Regierungswechsel etwas zu hoch. Die bisher für das Handwerk und den Mittelstand – beide seitens der Politik immer als Rückgrat der Wirtschaft bezeichnet – erzielten Ergebnisse sind gleichermaßen aber definitiv zu niedrig.“ Das Handwerk und die KMU bräuchten allerdings keinen Gipfel, wie die Bundesregierung sie für die Industrie organisiere, sondern Luft zum Atmen und Freiraum zum Arbeiten. „Und: gleiche Wettbewerbsbedingungen!“

BHT-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Hüpers pochte in seiner Rede auf mehr Mittel zur Handwerksförderung: „Die Fördermittelknappheit im Investitionsbereich hat mittlerweile Rekordniveau erreicht. Der Investitionsstau im Bund beträgt 3,6 Milliarden Euro. Die Investitionen in die Bildungsstätten des Handwerks sowie in die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) müssen deutlich aufgestockt werden. Eine sach- und bedarfsgerechte Handwerksförderung ist eine Investition in die Zukunft unseres Landes.“

Kritik übte Hüpers an der wirtschaftspolitischen Agenda der EU-Kommission: „Es fehlt an neuen Impulsen. Die Sorgen kleinerer und mittlerer Unternehmen werden ignoriert. Das für das Handwerk so wichtige Thema Bürokratieabbau wird nur am Rande erwähnt. Die geplanten Investitionsvorhaben erinnern an eine Industriepolitik, die überwiegend Großunternehmen in strategisch wichtigen Sektoren zugutekommen soll. Dies ist ein strikter Widerspruch zum mittelstandspolitischen Ansatz, den eine gute Wirtschaftspolitik in Europa haben muss. Bei der Initiative für faire Arbeitsbedingungen besteht zudem die Gefahr, dass die EU-Kommission die Grenzen der europäischen Gesetzgebungskompetenz überschreitet.“

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