Bei der BHT-Mitgliederversammlung in Straubing: der Präsident der gastgebenden Kammer Franz Prebeck, Minister Ludwig Spaenle, BHT-Präsident Heinrich Traublinger und Hauptgeschäftsführer Lothar Semper (v.l.n.r.).
Bei der BHT-Mitgliederversammlung in Straubing: der Präsident der gastgebenden Kammer Franz Prebeck, Minister Ludwig Spaenle, BHT-Präsident Heinrich Traublinger und Hauptgeschäftsführer Lothar Semper (v.l.n.r.).

BHT-Jahresmitgliederversammlung am 21. Oktober 2010 in Straubing

Verstärkte Berufsorientierung im Mittelpunkt
BHT-Mitgliederversammlung in Straubing mit Schul-Minister Ludwig Spaenle

"An den Schulen muss die Ausbildungsfähigkeit junger Menschen gewährleistet werden." Der Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), Heinrich Traublinger, MdL a. D., forderte anlässlich der BHT-Mitgliederversammlung in den bayerischen Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle dazu auf, auch in Zukunft am bewährten dreigliedrigen Schulwesen in Bayern festzuhalten. Der Bayerische Handwerkstag hat auf der Mitgliederversammlung eine Entschließung verabschiedet, in der er für alle Kinder verpflichtende Sprachstandserhebungen rechtzeitig vor der Einschulung und den Ausbau von Sprachkursen an Schulen anregt. Man unterstütze die Umwandlung der Hauptschule zur Mittelschule, fordere jedoch gleichzeitig den Erhalt des dreigliedrigen Schulsystems und eine stärkere Beteiligung an Maßnahmen zur Förderung der Berufsorientierung. Außerdem brauche man eine stärkere Ausrichtung der Realschule zur Berufsorientierung sowie eine Sicherung des hohen fachlichen Niveaus des Berufsschulunterrichts trotz rückläufiger Berufsschülerzahlen. Fachklassen sollten daher der Regelfall sein. Der bayerische Kultusminister zeigte sich dankbar für die Entschließung. Vertiefte Berufsorientierung sei die zentrale Ausrichtung der Mittelschule. Daher sei es auch das erklärte Ziel der Staatsregierung, so viele dieser Schulstandpunkte so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Das verlange einen massiven Ressourceneinsatz. In Bayern werde man auf jeden Fall am bewährten dreigliedrigen Schulsystem festhalten. Ihm sei es ein Rätsel, so Spaenle, wie man vor dem Hintergrund der Probleme mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine Aufhebung der Hauptschule bzw. Mittelschule fordern könne.

Das bayerische Handwerk hat die Rezession und den witterungsbedingten "Fehlstart" ins laufende Jahr überwunden. Kräftige Nachholeffekte im Bau, der wieder zunehmende Optimismus der Verbraucher und deutliche konjunkturelle Impulse bei den Zulieferern halfen bei der Erholung, so BHT-Präsident Traublinger in Straubing. Vor allem die Stimmungslage habe sich grundlegend verbessert. So bezeichnen mittlerweile 86 Prozent der Handwerksbetriebe ihre Geschäftslage als "gut" oder "befriedigend", das sind immerhin 22 Punkte mehr als am Tiefpunkt der Krise im März 2009, erläuterte Traublinger.

 

Handwerk im Aufwind

In den ersten neun Monaten dieses Jahres erwirtschafteten die bayerischen Handwerksunternehmen rund 63 Mrd. Euro. Das entspricht einem Plus gegenüber dem Vorjahr von nominal einem Prozent, preisbereinigt ist das ein leichter Anstieg um ein halbes Prozent. Traublinger: "Das erste witterungsbedingt schlechte Vierteljahr ist daran schuld, dass das Umsatzplus nicht höher ausgefallen ist." Weiterhin stabil sei die Beschäftigung. Sorge bereite dem Handwerk allerdings, dass bereits einige Branchen Probleme haben, ihren Fachkräftebedarf zu decken. Für das gesamte Jahr 2010 prognostiziert der BHT-Präsident: Die Beschäftigung dürfte im Jahresdurchschnitt mit 852.000 annähernd auf dem Niveau von 2009 gehalten werden. Bei den Umsätzen ist mit gut 89 Milliarden Euro ein nominales Plus von bis zu 1,5 Prozent zu erwarten. Ende des Jahres dürfte es ca. 193.000 Betrieben im Freistaat geben. Traublinger machte deutlich, dass die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schaffen müsse, damit das Handwerk in die Lage versetzt werde, einen nachhaltigen Aufwärtstrend zu schaffen. Grund zur Sorge sei vor allem die Verteuerung der Arbeit.

 

Macher gesucht! geht weiter

"Das bayerische Handwerk muss frühzeitig geeignete Strategien entwickeln, damit der Lehrling sich nicht zum kostbaren, aber seltenen Sammlerstück entwickelt", betonte BHT-Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Semper. Trotz der erfreulichen Ausbildungszahlen zum Ende September könne das Handwerk nicht zufrieden sein, denn nach wie vor blieben viele Lehrstellen im bayerischen Handwerk unbesetzt. Semper: "Es ist offensichtlich: wir haben schon längst keine Lehrstellenlücke mehr, wir haben eine Lehrlingslücke!" Vor diesem Hintergrund gewinne die Nachwuchsakquise immer mehr an Bedeutung. Das bayerische Handwerk habe dies frühzeitig erkannt und mit der Nachwuchskampagne Macher gesucht! 2010 bereits zum dritten Mal für großes Medienecho und Werbung für das Handwerk gesorgt. In seiner Mitgliederversammlung hat der BHT daher die Fortsetzung von Macher gesucht! für 2011 beschlossen.