"Das Handwerk wirkt mit seinen guten Zahlen und einem positiven Jahresausblick als Stimmungsaufheller für die Gesamtwirtschaft", betont BHT-Präsident Franz Xaver Peteranderl.

31. Januar 2020

„Nachdem das deutsche Bruttoinlandsprodukt in 2019 preisbereinigt nur noch um 0,6 Prozent wuchs, wirkt das Handwerk mit seinen guten Zahlen und einem positiven Jahresausblick als Stimmungsaufheller“, betonte Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), bei der Vorstellung der neuesten Konjunkturzahlen.

Auch im 4. Quartal 2019 blieb die wirtschaftliche Lage im Handwerk positiv. 57 Prozent der befragten bayerischen Handwerksunternehmer beurteilten ihre Geschäftslage als gut, weitere 34 Prozent als befriedigend. Mit insgesamt 91 Punkten verfehlte der Indikator zwar das Vorjahresergebnis um zwei Punkte, rangiert jedoch weiterhin auf sehr hohem Niveau. Zwar hinterlässt die Industrierezession auch bei den Zulieferern und Unternehmensdienstleistern im Handwerk ihre Spuren, doch der insgesamt stabile Arbeitsmarkt, Lohnzuwächse und niedrige Zinsen halten das Konsumklima und die ungebrochen starke Bautätigkeit weiterhin am Laufen. Die Betriebe im Freistaat waren zum Jahresende im Durchschnitt zu 82 Prozent ausgelastet. Das entspricht exakt dem Niveau des Vorjahres. Die durchschnittliche Orderreichweite sank im Berichtszeitraum leicht um 0,2 auf 8,9 Wochen.

4,5 Prozent nominales Umsatzplus in 2019

Der BHT schätzt den Umsatz des bayerischen Handwerks im Berichtszeitraum auf rund 36,6 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Plus von nominal 4,3 Prozent. Für das Gesamtjahr 2019 rechnet das Handwerk in Bayern mit einem Umsatz von 126,4 Milliarden Euro. Das entspräche einem nominalen Plus von 4,5 Prozent gegenüber 2018. Abzüglich der Preissteigerung verbleibt immer noch ein realer Zuwachs von 1,3 Prozent. Die Preissteigerung betrug im Jahr 2019 nach Schätzungen 3,2 Prozent und lag damit etwa auf Vorjahresniveau. Insgesamt rangiert das Handwerk jedoch deutlich über der Inflationsrate, die durchschnittlich 1,5 Prozent erreichte. Getrieben wurde die Preisentwicklung im Handwerk vor allem von den Bau- und Ausbaugewerken. Dort schlägt sich der Fachkräftemangel zunehmend in höheren Preisen und langen Wartezeiten nieder. Aber auch die vom Staat verordneten Energie- und Recyclingauflagen treiben die Preise im Bauhandwerk nach oben.

Nach BHT-Schätzung waren Ende Dezember 2019 etwa 947.200 Personen im bayerischen Handwerk tätig. Binnen Jahresfrist entspricht dies einem Zuwachs von 0,2 Prozent. Das hohe Wachstumstempo von über einem Prozent aus dem ersten Halbjahr 2019 konnte nicht gehalten werden. Im Jahresdurchschnitt waren 954.100 Personen im bayerischen Handwerk tätig. Das entspricht einem Plus von 0,8 Prozent.

Die Investitionstätigkeit hat im 4. Quartal 2019 dagegen erneut kräftig angezogen. Nicht zuletzt wegen der niedrigen Zinsen und der guten wirtschaftlichen Lage haben die Betriebe finanziellen Spielraum. 44 Prozent investierten in neue Fahrzeuge, Maschinen, Gebäude oder Software, ein Plus von sechs Punkten gegenüber dem Vorjahresquartal. Für das Gesamtjahr dürfte die Investitionssumme gut 3,8 Milliarden Euro betragen, 6,7 Prozent mehr als 2018. Nachdem die Zahl der Handwerksbetriebe über die ersten neun Monate hinweg stagnierte, zog sie zum Jahresende um 0,5 Prozent auf ca. 204.500 an. Ein Grund dürfte die unmittelbar bevorstehende Wiedereinführung der Meisterpflicht in 12 Gewerken sein.

Für das 1. Quartal 2020 erwarteten neun Prozent der Befragten im bayerischen Handwerk eine verbesserte und 77 Prozent eine konstante Geschäftslage. Damit liegt der Indikator um zwei Punkte unter dem Vorjahreswert. Für 2020 wird ein Umsatzplus von mindestens drei Prozent bei nachlassender Preissteigerung erwartet. Die Beschäftigung dürfte um rund 0,5 Prozent zulegen.

Forderungen zur Kommunalwahl

Kommunale Entscheidungen beeinflussen die Geschäftsgrundlage der Handwerksbetriebe oft unmittelbar. Zu den am 15. März 2020 stattfindenden Kommunalwahlen in Bayern hat der BHT seine Forderungen an Gemeinden, Städte und Landkreise formuliert. „Wir stellen diese Forderungen selbstbewusst, denn das Handwerk ist eine der wichtigsten Stützen der bayerischen Wirtschaft mit knapp einer Million Beschäftigten“, betonte Peteranderl.

Über allem steht die Erwartung, dass Kommunen wirtschaftsfreundlich handeln. Das setzt zügige Verwaltungsprozesse und Entscheidungen sowie Verständnis für unternehmerisches Handeln voraus, etwa eine zügige Bearbeitung von Baugenehmigungen. Entscheidend sind natürlich auch Steuern, Gebühren und Abgaben. Der BHT-Präsident: „Kommunen bleiben dann attraktiv, wenn sie Unternehmen geeignete und bezahlbare Gewerbeflächen anbieten – und nicht nur das: Sie müssen auch lebenswert für die Menschen sein, denn nur so können wir langfristig Fachkräfte für unsere Handwerksbetriebe gewinnen und halten.“ Bestehende Gewerbeflächen dürften nicht durch andere Baupläne gefährdet werden, die das Handwerk belasten und Unternehmen verdrängen, forderte Peteranderl.

Ein Punkt, den das Handwerk in seinen Forderungen besonders herausstellt, ist die Mobilität. „Unsere Betriebe und Kunden benötigen eine leistungsfähige Infrastruktur. Die Verengung von Straßen und fehlende Parkplätze bereiten dem Handwerk große Probleme. Wir benötigen Flächen zum Liefern und Leisten. Handwerker sind existenziell darauf angewiesen, ihre Kunden zu erreichen und von diesen sowie Lieferanten angesteuert zu werden“, erklärte der BHT-Präsident.

Beitrag von Alexander Tauscher zur Handwerkskonjunktur:

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