PK Konjunktur April 2011

Konjunkturaufschwung im Handwerk hält an

20. April 2011

"Im bayerischen Handwerk hat sich der Konjunkturaufschwung in den ersten drei Monaten des Jahres auf breiter Basis fortgesetzt", erklärte Heinrich Traublinger, MdL a. D., Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), bei der Vorstellung der neuesten Konjunkturzahlen. 84 Prozent der Betriebe gaben Ende März 2011 ihre Geschäftslage als "gut" oder "befriedigend" an. Damit legte der Index innerhalb eines Jahres um 15 Punkte zu. Für die nächsten Monate rechnen 87 Prozent der Handwerksbetriebe in Bayern mit guten oder zumindest zufriedenstellenden Geschäften. Das ist der höchste Stand seit 18 Jahren.

Die Kapazitätsauslastung der bayerischen Handwerksbetriebe lag im 1. Quartal 2011 bei 74 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg der Indikator damit um fünf Punkte. Nach einer ersten Schätzung setzte das Handwerk in Bayern im 1. Quartal 2011 ca. 19 Milliarden Euro um. "Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, der durch Witterungseffekte und den Absatzeinbruch im Kfz-Gewerbe nach Auslaufen der Abwrackprämie massiv beeinträchtigt war, steht damit ein nominales Plus von vorsichtig geschätzt zehn Prozent. Am Ende könnten es sogar 15 Prozent sein. Im weiteren Jahresverlauf sind derartige Zuwächse jedoch nicht mehr zu erwarten", betonte Traublinger.

Auch die Nachfrage nach Handwerksleistungen hat im Laufe der Wintermonate nicht an Dynamik eingebüßt. Ende März reichte der Auftragsbestand für 6,5 Wochen, ein Zuwachs von 0,9 Wochen gegenüber dem 1. Quartal 2010. Expansionswünsche, niedrige Zinsen und abgesenkte Kredithürden hatten die Investitionstätigkeit schon 2010 spürbar angekurbelt. Im 1. Quartal 2011 schafften 29 Prozent der Handwerksbetriebe in Bayern neue Ausrüstungsgüter an oder nahmen Bauprojekte in Angriff – genauso viele wie vor Jahresfrist. Die Summe der Ausgaben lag bei 525 Millionen Euro und damit um drei Prozent über dem Vorjahresniveau. Auch die Betriebszahlen legten zu: Ende März verzeichneten die bayerischen Handwerkskammern rund 194.500 Mitglieder, ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Auch die Beschäftigtenzahlen können sich sehen lassen: Ende März waren ersten Schätzungen zufolge ca. 840.000 Personen in den bayerischen Handwerksbetrieben tätig, 0,8 Prozent mehr als vor zwölf Monaten. Für das Gesamtjahr 2011 erwartet das Handwerk in Bayern ein nominales Umsatzplus von vier Prozent auf 93,5 Milliarden Euro. Die Zahl der Beschäftigten dürfte im Jahresschnitt um 0,5 Prozent auf 855.000 leicht zulegen.

Dass die Konkurrenz für die bayerischen Handwerksbetriebe durch den Wegfall der Übergangsregelungen zur Arbeitnehmerfreizügigkeit für die meisten osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten zunehmen wird, hält der BHT-Präsident für sehr wahrscheinlich: "Ich halte jedoch unsere Betriebe mit ihren qualifizierten Mitarbeitern für so gut aufgestellt, dass sie die Konkurrenz in qualitativer Hinsicht nicht zu fürchten brauchen." Bereits seit 2004 können Einzelunternehmer aus den EU-Beitrittsstaaten in Deutschland ein Unternehmen gründen. Sehr froh ist das Handwerk über die schnelle Reaktion des Gesetzgebers, der noch vor dem 1. Mai einen Mindestlohn im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung/Zeitarbeit beschlossen hat und damit ein mögliches Lohn- und Sozialdumping durch ausländische Anbieter verhindert.

Um dem Fachkräftemangel vorzubeugen, forderte Traublinger die Handwerksbetriebe auf, ihre Ausbildungsleistung zu verstärken. "Um mehr Jugendliche für eine handwerkliche Lehre zu gewinnen, müssen wir noch präsenter sein, indem wir, beispielsweise in Kombination mit unserer Nachwuchskampagne "Macher gesucht!" in die Schulen gehen und die Jugendlichen dort direkt anwerben. Zudem müssen wir den Lehrlingen während der Ausbildung noch mehr Perspektiven aufzeigen, um sie an den Betrieb zu binden", betonte der BHT-Präsident.

Abschließend nahm Traublinger Stellung zur Energiepolitik in Deutschland. Das bayerische Handwerk begrüße den Vorstoß der Staatsregierung, ein tragfähiges Energiekonzept zu entwickeln, bei dem die jüngsten Ereignisse in Japan Beachtung finden. "Eine zwingende Voraussetzung dabei ist, dass neben der Versorgungssicherheit und der ökologischen Nachhaltigkeit auch die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft gleichermaßen berücksichtigt wird. Ein Wettrennen um den schnellsten Ausstieg zu Lasten der Wirtschaft darf es daher nicht geben", so der BHT-Präsident.