PK Konjunktur Januar 2011

Aufschwung im Handwerk setzt sich im 4. Quartal 2010 fort - Traublinger: "Jahresbilanz ohne Wintereinbruch noch besser"

21. Januar 2011

"Der wirtschaftliche Aufschwung hat sich im bayerischen Handwerk auch im 4. Quartal 2010 fortgesetzt. Alle Branchen strahlen Zuversicht aus, vom Ausbau bis zu den Zulieferern", erklärte Heinrich Traublinger, MdL a. D., Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), bei der Vorstellung der neuesten Konjunkturzahlen. 84 Prozent der befragten Handwerksunternehmer bezeichneten ihre aktuelle Geschäftslage als "gut" oder "befriedigend", gegenüber 75 Prozent im Vorjahresquartal. Die Kapazitäten der bayerischen Handwerksbetriebe waren im 4. Quartal 2010 mit durchschnittlich 78 Prozent etwas stärker ausgelastet als im Vergleichsquartal des Vorjahres mit 75 Prozent. Das Auftragspolster reichte zum Jahresende 2010 für die nächsten 5,9 Wochen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ergibt sich ein Plus von 0,7 Wochen.

Nach ersten Schätzungen erzielten die bayerischen Handwerksbetriebe im 4. Quartal 2010 einen Umsatz von rund 26,5 Mrd. Euro, ein Plus von nominal 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für das Gesamtjahr 2010 ergibt sich ein Umsatzvolumen von ca. 89,8 Mrd. Euro und damit ein Zuwachs von nominal zwei Prozent. Abzüglich der Preissteigerung verbleibt ein reales Plus von 1,5 Prozent. Traublinger: "Trotz dieses erfreulichen Ergebnisses muss bedacht werden, dass damit noch nicht einmal die Hälfte der von der Wirtschaftskrise verursachten Einbußen aufgeholt werden konnte." 2009 mussten die Betriebe in Bayern ein Minus von nominal gut vier Prozent verbuchen. "Die Jahresbilanz würde deutlich besser ausfallen, wäre der Wintereinbruch nicht so früh und so heftig erfolgt. Außerdem fehlt uns im Vergleich zur Gesamtwirtschaft weitgehend die Konjunktur-Lokomotive Export", betonte der BHT-Präsident.

In der Beschäftigungsentwicklung schlug sich die positive Konjunktur dagegen kaum nieder. Traublinger: "Das könnte daran liegen, dass viele Betriebe während der Krise weitgehend auf Kündigungen verzichteten, um nicht in einen Personalengpass zu geraten, sobald sich die Konjunktur erholt. Immer mehr kommt aber auch hinzu, dass einstellungswillige Unternehmen schlichtweg keine geeigneten Mitarbeiter finden." So waren Ende letzten Jahres geschätzt 845.000 Personen in den Betrieben tätig, genauso viele wie im Vergleichsquartal 2009. Im Jahresdurchschnitt 2010 sank die Beschäftigung im bayerischen Handwerk leicht um 0,2 Prozent auf 852.000. In Anbetracht der günstigen Wachstumsperspektiven investierten 34 Prozent der Unternehmen in den Maschinen- und Anlagenpark, fünf Punkte mehr als im Vorjahresquartal. Die Ausgaben für Investitionen nahmen im 4. Quartal 2010 um 4,5 Prozent auf 720 Mio. Euro zu. Die Zahl der Handwerksbetriebe in Bayern stieg zum Jahresende 2010 um 1,5 Prozent auf rund 193.000. Insgesamt zeigt sich das bayerische Handwerk für den Jahresbeginn 2011 zuversichtlich. 81 Prozent erwarten in den nächsten Monaten gute oder befriedigende Geschäfte, zehn Punkte mehr als noch vor Jahresfrist. "Für das Jahr 2011 rechnen wir beim Umsatz mit einem Plus von nominal zwei Prozent. Die Beschäftigung dürfte im Jahresdurchschnitt um ca. 0,5 Prozent zunehmen", sagte der BHT-Präsident.

Mit Interesse hat das bayerische Handwerk die Vorschläge der CSU aus Wildbad Kreuth zur Steuererleichterung verfolgt. Traublinger: "Der Plan von Finanzminister Fahrenschon, kleine und mittlere Einkommen um fünf Mrd. Euro zu entlasten, ist richtig. Auch eine Bekämpfung der sogenannten kalten Progression ist mehr als nötig. Wir brauchen mehr Geld in den Taschen der Steuerzahler, um einen dauerhaften wirtschaftlichen Aufschwung zu gewährleisten." Der BHT-Präsident lobte außerdem die CSU-Pläne zur Erhöhung des sog. Handwerkerbonus: "Dies würde zum einen die Wettbewerbsposition der Betriebe gegenüber der unfairen Schwarzarbeiter-Konkurrenz wirksam stärken. Zum anderen könnte man mit einem Schlag die Konsumenten entlasten und damit auch das Steueraufkommen erhöhen."

Den Ministerratsbeschluss, der die Ansiedelung von Einzelhandelsgroßprojekten erleichtern soll, bezeichnete Traublinger als juristisch äußerst fragwürdig: "Die Bayerische Staatsregierung muss die Verordnung über das Landesentwicklungsprogramm (LEP) mit Zustimmung des Bayerischen Landtags erlassen. Wir fordern daher den Ministerrat auf, seinen Beschluss noch einmal zu überdenken." Vollsortimentern sollen künftig 1.200 m² Verkaufsfläche ohne Änderung des LEP erlaubt sein. Bislang galt eine Grenze von 800 m², die für Discounter auch weiterhin bestehen bleibt. Durch den Beschluss wird die Rolle des Lebensmittelhandwerks als Versorger vor Ort massiv gefährdet.