Georg Schlagbauer
Handwerkskammer für München und Oberbayern
Präsident Georg Schlagbauer stand der Presse Rede und Antwort

Weiterhin optimistisch

Schlagbauer: "Neuen Gründergeist wecken!"

24. April 2015

Im bayerischen Handwerk herrscht auch weiterhin eine ausgesprochen gute Stimmung. Der Präsident des Bayerischen Handwerkstags (BHT) Georg Schlagbauer führt das auf den robusten Arbeitsmarkt zurück, der das Konsumklima und damit die gesamtwirtschaftliche Entwicklung befeuert. Zusätzliche Impulse lieferten die niedrige Inflation sowie die sinkenden Energie- und Rohstoffkosten. Trotz der ausgedehnten Kälteperiode zu Beginn des Jahres berichten 85 Prozent (-1%) der Handwerker über gute oder zumindest befriedigende Geschäfte im 1. Quartal 2015, erklärte Schlagbauer bei der Zusammenfassung der Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfragen in den bayerischen Handwerkskammern am 24. April 2015 in München.

Die Kapazitäten der ca. 200.000 Handwerksfirmen im Freistaat mit ihren rund 892.900 Beschäftigten waren in den ersten drei Monaten 2015 zu 74 Prozent ausgelastet. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Auslastung zwar um einen Punkt zurück, liegt damit aber im Durchschnitt der letzten drei Winterquartale. Ende März hatten die Handwerker in Bayern für durchschnittlich 7,4 Wochen Aufträge in Reserve. Nach ersten Schätzungen erwirtschafteten sie im 1. Quartal 2015 Umsätze in Höhe von 19,27 Milliarden Euro. Dies entspricht einem nominalen Rückgang von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Ausschlaggebend hierfür waren in erster Linie die Rückgänge im Bauhaupt- und im Ausbaugewerbe, die wiederum vor allem auf die äußerst milde Witterung im Startquartal 2014 zurückzuführen sind. Die Investitionsneigung der Betriebe ging insgesamt zurück, nur 30 Prozent der Handwerker investierten in ihre Anlagen oder führten Baumaßnahmen durch. Trotzdem entsprach das Investitionsvolumen im 1. Quartal 2015 von knapp 630 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr einem Zuwachs um zwei Prozent.

Der BHT-Präsident: "Die allermeisten unserer Mitgliedsbetriebe blicken angesichts steigender Einkommen und Beschäftigung zuversichtlich in die Zukunft." 90 Prozent erwarten eine gute oder befriedigende Geschäftslage im 2. Quartal 2015. Damit sei die Stimmung der Handwerker genauso gut wie im letzten Jahr, so Schlagbauer, sie liege damit weiterhin deutlich über dem langjährigen Mittelwert. "Positiv würden sich sicher eine Beruhigung der globalen Konflikte und eine wirtschaftliche Verbesserung in den Ländern der Eurozone auswirken. Darüber hinaus hoffen die Handwerker auf eine Beschleunigung der Investitionsgüterkonjunktur", erklärte der BHT-Präsident.

Leider verleite die momentan günstige wirtschaftliche Lage die Politik zu Leichtsinn und Übermut, betonte Schlagbauer: "Die große Koalition lässt unserem Land mehr Wohltaten angedeihen, als diesem gut tut." Als Beispiel nannte er die Rente mit 63. Der BHT-Präsident: "Wenn das so weitergeht, werden wir den Wohlstand, der über Jahrzehnte aufgebaut wurde, innerhalb kurzer Zeit verfrühstücken." Zudem türme der Staat ständig bürokratische Hürden auf. Hinzu komme der Generalverdacht, unter den der Staat seine Unternehmer stelle, wie z.B. die Kontrollen zum Mindestlohn zeigten. Schlagbauer forderte stattdessen die Förderung einer neuen Gründerkultur, die jungen Leuten Lust darauf mache, einen Betrieb zu gründen oder zu übernehmen. Laut dem Statistischen Bundesamt gingen die Gründungszahlen hierzulande bereits im fünften Jahr in Folge zurück, 2014 sank die Zahl der Unternehmensgründungen um 4,9 Prozent. Das könne auch fürs Handwerk negative Folgen haben, schließlich seien fast ein Viertel der Einzelunternehmer im bayerischen Handwerk über 55 Jahre alt und suchten in den nächsten Jahren einen geeigneten Nachfolger. "Um den Gründergeist in Deutschland wieder zu wecken, brauchen wir aber auch die Unterstützung von Schulen und Universitäten, die das Unternehmertum wieder verstärkt im Unterricht thematisieren", betonte der BHT-Präsident. Auch der Wert des Meisterbriefes müsse stärker herausgestellt werden, schließlich bereite er die Handwerkerinnen und Handwerker perfekt auf die Selbstständigkeit vor.

Jens-Christopher Ulrich

Jens Christopher Ulrich

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