Präsident Franz Xaver Peteranderl
Präsident Franz Xaver Peteranderl

Peteranderl: "Fachkräftemangel macht weiteres Wachstum immer schwieriger"Stimmung im bayerischen Handwerk bleibt ausgezeichnet

27. Juli 2018

„Die für das Handwerk günstigen Rahmenbedingungen aus niedrigen Zinsen, guter Konsumstimmung und einer starken Baunachfrage werden das gesamte Jahr anhalten. Weiteres Wachstum wird aber vor allem aufgrund des Fachkräftemangels immer schwieriger“, betont der Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), Franz Xaver Peteranderl.

Die ausgezeichnete Stimmung im bayerischen Handwerk hat auch im 2. Quartal 2018 angehalten. 63 Prozent der Betriebe meldeten eine gute, weitere 31 Prozent eine befriedigende Geschäftslage. Viele Indikatoren stagnieren mittlerweile auf hohem Niveau. „Nachdem der Aufschwung im bayerischen Handwerk schon fünf Jahre anhält, ist es nur verständlich, dass der Scheitelpunkt der Hochkonjunktur langsam näherkommt“, berichtet der BHT-Präsident. Die Geschäftserwartungen für das 3. Quartal 2018 stagnieren auf sehr hohem Niveau: 15 Prozent der befragten Betriebe im bayerischen Handwerk erwarten abermals eine Verbesserung ihrer Geschäftslage, 80 Prozent gehen von einem gleichbleibenden Niveau aus, nur fünf Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Die durchschnittliche Kapazitätsauslastung der bayerischen Handwerksbetriebe lag im 2. Quartal 2018 mit 83 Prozent auf Höhe des Vorjahreswerts und weiterhin über dem langjährigen Durchschnitt (80 Prozent).

Insgesamt bleibt die Nachfragesituation für die Handwerksbetriebe im Freistaat sehr vorteilhaft: Die Auftragsreichweite legte im 2. Quartal 2018 im Vergleich zum Vorjahr nochmal um 0,9 auf 10,2 Wochen zu. Laut BHT-Hochrechnungen wurden im 2. Quartal 2018 im bayerischen Handwerk 29,6 Milliarden Euro umgesetzt, ein Plus von nominal 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Real entspricht dies einem Zuwachs von 3,5 Prozent. Nach Schätzungen des BHT waren Mitte 2018 etwa 932.700 Personen im bayerischen Handwerk tätig. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht dies einem leichten Anstieg von 0,7 Prozent. Während es den größeren Unternehmen (zehn und mehr Beschäftigte) immer noch gelingt, Arbeitskräfte zu finden, können kleinere Betriebe Abgänge oftmals nicht adäquat ersetzen. Das gilt vor allem für das Bau- und Ausbauhandwerk.

Nach einer kurzen Verschnaufpause im 1. Quartal 2018 nahm die Investitionstätigkeit im bayerischen Handwerk von April bis Juni wieder Fahrt auf. Nach Hochrechnungen des BHT wurden knapp 900 Millionen Euro für neue Fahrzeuge, Maschinen und Gebäude aufgewendet. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Plus von gut sechs Prozent. Die Zahl der Handwerksbetriebe im Freistaat lag zur Jahreshälfte bei knapp 202.260, ein Plus von 0,2 Prozent. Peteranderl: „Bei den Betriebszahlen erwarten wir für das Gesamtjahr 2018 keine nennenswerte Veränderung. Die Umsätze dürften um fünf Prozent steigen, die Zahl der Beschäftigten um 0,9 Prozent zulegen. Bei den Investitionen rechnen wir mit einem Zuwachs von 4,1 Prozent.“

Wahlprüfsteine zur Landtagswahl

Im Vorfeld der Landtagswahl hat der Bayerische Handwerkstag seinen wichtigsten politischen Forderungen in „Wahlprüfsteinen“ zusammengefasst. Das zentrale landespolitische Thema ist die Bildungspolitik. „Die Berufsorientierung in allen Schularten muss weiter ausgebaut werden. Der Berufsschulunterricht muss weiter in Fachklassen stattfinden, um das fachliche Niveau nicht zu verwässern. Die Zuständigkeit für die berufliche Fort- und Weiterbildung sollte unbedingt bei der Wirtschaft belassen werden“, fordert der BHT-Präsident.

Damit das Handwerk im Zuge der Digitalisierung neue Geschäftsmodelle entwickeln kann, brauchen die Betriebe vor Ort die Unterstützung von Experten. Zudem muss eine moderne Breitbandinfrastruktur geschaffen werden. Bei der Entlastung des Handwerks von Energiekosten kann der Freistaat helfen, indem er effiziente Energieverwendung fördert. Peteranderl: „Ein bewährtes Instrument wie das ‚10.000-Häuser-Programm‘ muss verlängert und weiterentwickelt werden. Außerdem brauchen wir ein bayerisches ‚Energie-Effizienz-Zuschussprogramm‘ für kleine und mittlere Unternehmen.“

Da das Handwerk oftmals der wichtigste Wirtschaftsbereich im ländlichen Raum ist, spielt die weitere Landesentwicklung für die Betriebe eine besonders wichtige Rolle. Lebendige Ortszentren dürfen durch immer neue Ansiedlungen auf der grünen Wiese nicht gefährdet werden. Die bedarfsgerechte Versorgung der Betriebe mit Gewerbeflächen darf nicht hinter Ausweisungen für Büroflächen und Wohnungsbau zurückstehen. „Wir brauchen aber natürlich auch eine ausreichende Wohnraumförderung, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Handwerks kostengünstige Wohnungen zur Verfügung zu stellen“, sagt der BHT-Präsident. Weiter müssen Dieselfahrverbote in den Innenstädten verhindert und die bestehenden Ladenöffnungszeiten beibehalten werden.

Beitrag von Alexander Tauscher zur Handwerkskonjunktur:

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