Präsident Franz Xaver Peteranderl stand der Presse Rede und Antwort.
Präsident Franz Xaver Peteranderl stand der Presse Rede und Antwort.

Peteranderl: "Betriebe eilen von einem Rekord zum nächsten"Konjunkturhoch im Handwerk hält an

24. Oktober 2017

„Auch, wenn die politische Lage in Europa und dem Rest der Welt derzeit selbst Berufsoptimisten auf eine harte Probe stellt – das bayerische Handwerk zeigt sich davon noch gänzlich unbeeindruckt: Die Betriebe eilen von einem Rekord zum nächsten“, betonte der Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), Franz Xaver Peteranderl, bei der Vorstellung der neuesten Konjunkturzahlen. Bei der Geschäftslage konnten die Konjunkturexperten des BHT im 3. Quartal einen zu diesem Zeitpunkt noch nie erreichten Rekordwert von 93 Punkten registrieren. Dabei beurteilten 60 Prozent der befragten Betriebe ihre Lage als gut und ein Drittel als befriedigend.

Die Aussichten für das bayerische Handwerk sind weiterhin blendend: 94 Prozent der Befragten rechnen mit einer mindestens befriedigenden Geschäftslage im 4. Quartal, ein Anstieg von drei Prozentpunkten gegenüber 2016. Einem erfolgreichen Jahresabschluss 2017 steht damit nichts im Wege. Obwohl die Preissteigerungen langsam Fahrt aufnehmen, bleibt das gute Konsumklima weiterhin bestehen. Bau- und Ausbaubranche verfügen über große Auftragspolster bis weit ins nächste Jahr hinein und die Handwerke für den gewerblichen Bedarf profitieren inzwischen kräftig von der Erholung der Produktion im verarbeitenden Gewerbe. Im Durchschnitt hatten die Betriebe Ende September Aufträge für 8,6 Wochen in ihren Büchern stehen, ein Plus von 0,9 Wochen im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Ende September waren ca. 951.100 Personen in den 203.000 bayerischen Handwerksbetrieben tätig. Im Vergleich zum Vorjahr stieg diese Zahl um etwas mehr als ein Prozent. Nach ersten Schätzungen wurden im bayerischen Handwerk zwischen Juli und September etwa 28,8 Milliarden Euro umgesetzt, ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum. Die Investitionsneigung stieg um zwei Punkte auf 33 Prozent. Das Investitionsvolumen legte um mehr als fünf Prozent auf geschätzt 975 Millionen Euro zu. Die stark ausgelasteten Kapazitäten in Verbindung mit guten Aussichten und günstigen Finanzierungsbedingungen lassen Investitionen attraktiv werden.

„Auch auf dem Ausbildungsstellenmarkt läuft es momentan gut“, so der BHT-Präsident. Bis Ende September haben die Handwerkskammern im Freistaat 27.410 neue Lehrverträge registriert. Im Vorjahresvergleich entspricht dies einem Zuwachs von 2,1 Prozent. Peteranderl: „Wir sind zuversichtlich, dass wir auch am Jahresende positive Zahlen verzeichnen werden.“ 1.720 der neuen Ausbildungsverträge wurden mit Menschen mit Fluchthintergrund geschlossen. Andererseits sind noch etliche Ausbildungsplätze unbesetzt: Im vergangenen Jahr waren es bayernweit 5.400, auch heuer dürfte die Zahl kaum kleiner sein. Gerade auch Abiturienten, die nicht ihren Wunschstudienplatz bekommen haben, sollten sich eine Ausbildung im Handwerk überlegen, sagte Peteranderl: „Ich bin der festen Überzeugung, dass eine qualifizierte Ausbildung im Handwerk oftmals die bessere Alternative zu irgendeinem Studienfach ist.“ Nirgendwo werde man so intensiv auf eine Führungsposition oder die Selbstständigkeit vorbereitet, wie in der Meisterfortbildung. Hinzu komme, dass ein Meister im Laufe seines Arbeitslebens mehr verdient, als z.B. ein Bachelor-Absolvent.

Peteranderl berichtete, dass der BHT mit Blick auf die Sondierungsgespräche zwischen CDU/CSU, FDP und Grünen und den zu erwartenden komplexen Koalitionsverhandlungen die Bedürfnisse der Handwerksbetriebe in einem Schreiben an die bayerischen Parteispitzen der möglichen Koalitionspartner noch einmal ausführlich dargelegt habe. Der BHT-Präsident: „Den Betrieben müssen auch in Zukunft leistungsfördernde und unternehmensfreundliche Bedingungen geboten werden.“ Deshalb sollten u.a. Steuererhöhungen, z.B. bei der Erbschaftsteuer, und die Einführung neuer Steuern, z.B. im Vermögensbereich, ausgeschlossen werden. Ebenso müssen die gemeinsam von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu tragenden Beiträge zur Sozialversicherung unter der 40-Prozent-Marke bleiben. Des Weiteren fordere der BHT, die Folgen von Bürokratie genauer abzuschätzen und bei allen geplanten Vorschriften die „one in, one out“-Regel zu beachten. Die EEG-Umlage und weitere Treiber der Energiekosten, z.B. die Netzentgelte, müssten gedeckelt und die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung mit dem Ziel der Energieeinsparung schnellstmöglich beschlossen werden. Drohende Einfahrtbeschränkungen und -verbote gerade für dieselbetriebene Handwerkerfahrzeuge dürften nicht kommen.

 Ansprechpartner

Jens Christopher Ulrich

Stabsstellenleiter, Pressesprecher

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Fax 089 5119-129

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