Georg Schlagbauer
Handwerkskammer für München und Oberbayern

Pressemitteilung des Bayerischen HandwerkstagesHandwerk profitiert von starkem Konsum

Schlagbauer: "Über geregelte Zuwanderung nachdenken"

22. Januar 2015

"Von der privaten Konsumerhöhung um 2,1 Prozent in 2014 haben wir als stark binnemarktorientierter Wirtschaftsbereich überdurchschnittlich profitiert", betonte Georg Schlagbauer, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), bei der Vorstellung der Konjunkturzahlen. 88 Prozent der Betriebe im bayerischen Handwerk bewerteten ihre Lage im 4. Quartal 2014 mit gut oder befriedigend. Damit liegt die Stimmung deutlich über dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre (78 Punkte) und hat sich im Vergleich zum Vorjahr um einen Punkt verbessert. Auf das Jahr 2015 blickt das bayerische Handwerk mit Zuversicht: 84 Prozent der Betriebe erwarten in den ersten Monaten gute oder befriedigende Geschäfte. Vor Jahresfrist lag der Wert bei 83 Prozent. Die Kapazitäten der bayerischen Betriebe waren im 4. Quartal 2014 zu 80 Prozent ausgelastet. Das entspricht dem Stand des Vorjahres.

Zum Jahresende 2014 standen bei den bayerischen Handwerksbetrieben durchschnittlich Aufträge für 6,1 Wochen in den Büchern. Damit verringerte sich die Reichweite binnen Jahresfrist um 0,3 Wochen. Nach ersten Schätzungen erwirtschafteten die Betriebe im Abschlussquartal 28,2 Milliarden Euro. Dies entspricht im Vorjahresvergleich einem Zuwachs von nominal 0,9 Prozent. Für das Gesamtjahr 2014 dürfte im bayerischen Handwerk ein Umsatz von rund 98,1 Milliarden Euro stehen (+2,4 Prozent nominal). Nach Abzug der Preissteigerung verbleibt ein reales Plus von 0,7 Prozent. In den von der amtlichen Statistik erfassten Handwerksunternehmen im Freistaat waren Ende Dezember 2014 ca. 889.000 Personen tätig. Im Vergleich zum Vorjahr veränderte sich die Beschäftigung kaum (+0,1 Prozent). Im Vergleich zu 2013 stieg die Beschäftigung im Gesamtjahr 2014 um 0,6 Prozent auf durchschnittlich 902.000. Die niedrigen Zinsen haben das Investitionsklima auch im Jahresschlussquartal entscheidend geprägt. Insgesamt führten 34 Prozent der bayerischen Betriebe Investitionsprojekte durch. Vor einem Jahr lag diese Quote nur unwesentlich niedriger (33 Prozent). Die Investitionssumme stieg dagegen kräftig. Insgesamt dürften die Betriebe im 4. Quartal 2014 ca. 850 Millionen Euro für Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen ausgegeben haben. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht das einem deutlichen Zuwachs von 4,9 Prozent. Auch für das Gesamtjahr 2014 steht bei den Investitionen ein üppiges Plus von 6,5 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro. Die Zahl der bayerischen Handwerksbetriebe lag zum 31.12.2014 bei rund 203.000. Das entspricht einem Jahreszuwachs von 0,5 Prozent. Nach vorläufigen Zahlen wurden im bayerischen Handwerk 2014 etwa 26.000 Lehrverträge abgeschlossen, das ist unterhalb des Vorjahresniveaus. Nicht besetzt werden konnten etwa 4.700 Ausbildungsplätze, das sind 15,2 Prozent des Gesamtangebots. 2015 dürfte das Umfeld für die bayerischen Handwerker günstig bleiben. Der BHT rechnet mit einem Umsatzplus von nominal 1,4 Prozent. Die Beschäftigung dürfte um ca. 0,1 Prozent wachsen.

Als Mittel gegen den Fachkräftemangel regte Schlagbauer an, über eine geregelte Zuwanderung nachzudenken: "Da das Asylrecht dafür aber nicht geeignet und auch nicht ausgelegt ist, sollte über ein eigenes Zuwanderungsgesetz nachgedacht werden. Klare Regelungen unter denen Menschen nach Deutschland einwandern dürfen, wären auch ein erster Schritt zur Bekämpfung der Schleuserkriminalität." Der gesetzliche Mindestlohn bereitet den meisten bayerischen Handwerksbetrieben in erster Linie bürokratische Probleme. "Unsere Betriebe besorgt, dass sie durch die penibel zu führenden Stundennachweise für geringfügig Beschäftigte in allen Branchen und von Arbeitnehmern in Branchen, die vom Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz erfasst werden, wie z.B. die Baubranche, früher oder später ins Visier des Zolls geraten könnten, obwohl sie durch branchenspezifische Mindestlöhne oder Tarifabschlüsse ohnehin Gehälter von mehr als 8,50 Euro pro Stunde bezahlen. Hier muss die Politik nachjustieren, um den bürokratischen Aufwand für kleine und mittlere Betriebe so gering wie möglich zu halten", sagte der BHT-Präsident.

Vorsichtig optimistisch ist das bayerische Handwerk bei der Reform der Erbschaftsteuer. In den nächsten Jahren erreichen im Freistaat etwa 37.000 Betriebsinhaber das Rentenalter - das betrifft beinahe jedes vierte Einzelunternehmen im Handwerk. Schlagbauer: "Der Bestand der Betriebe darf durch die Belastung mit Erbschaftsteuer nicht gefährdet werden. Wichtig ist vor allem, dass die zu erwartenden Modifizierungen bei der Lohnsummenklausel für die Betriebe nicht zu neuen bürokratischen Belastungen führen. Erste Äußerungen aus den Regierungsparteien lassen hoffen, dass es nur zu punktuellen, aufkommensneutralen Nachbesserungen kommt. Daran werden wir die Politik messen."

Jens-Christopher Ulrich

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