Präsident Georg Schlagbauer
Handwerkskammer für München und Oberbayern
Präsident Georg Schlagbauer stand der Presse Rede und Antwort.

Schlagbauer: "Erwarten gute Konjunkturentwicklung"Handwerk in Bayern startet schwungvoll

29. April 2016 

"Das bayerische Handwerk ist mit reichlich Schwung ins neue Jahr gestartet. Die Kombination aus niedrigem Ölpreis, billigen Krediten und steigender Beschäftigung beflügelt die Kauflust der Verbraucher und beschert dem Handwerk Rückenwind", erklärte Georg Schlagbauer, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), bei der Vorstellung der neuesten Konjunkturzahlen. 92 Prozent der bayerischen Handwerker rechnen bis zur Jahresmitte mit einer guten oder befriedigenden Geschäftsentwicklung. Dabei lassen sie sich offenbar weder von geopolitischen Krisen noch von der gedämpften weltweiten Nachfrage beeindrucken.

Im Vergleich zum 1. Quartal 2015 bewerteten 87 Prozent der Befragten ihre aktuelle Lage mit gut oder befriedigend, ein Plus von zwei Punkten. Die Handwerksbetriebe waren im Schnitt zu 75 Prozent ausgelastet, ein Anstieg zum Vorjahr um einen Prozentpunkt. Damit liegt der Wert für das 1. Quartal deutlich über dem langjährigen Durchschnitt (70 Punkte). Die Auftragsreichweite erhöhte sich im Laufe des 1. Quartals 2016 auf 7,7 Wochen. Im Vergleich zum Vorjahr blieben die Auftragseingänge stabil auf hohem Niveau. Nach BHT-Schätzungen erwirtschafteten die Handwerksbetriebe im Freistaat im 1. Quartal 2016 Umsätze in Höhe von 20,9 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht dies einem nominalen Plus von 2,5 Prozent. Allerdings schrumpft dieses unter Einbeziehung der Preissteigerung deutlich: Real verbleibt ein Zuwachs von nur noch 1,1 Prozent.

In den von der amtlichen Statistik erfassten Handwerksunternehmen im Freistaat waren Ende des 1. Quartals 2016 etwa 900.500 Personen tätig. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Plus von 0,7 Prozent. Dies liegt vermutlich am milden Winter, der z.B. auf dem Bau so gut wie keine Ausstellungen nach sich zog. Im Berichtszeitraum investierten 30 Prozent der Befragten in ihren Betrieb. Die Summe der Ausgaben stieg nach Schätzungen des BHT um 2,1 Prozent auf insgesamt 640 Millionen Euro. Gegenüber dem 4. Quartal 2015 steht allerdings ein Rückgang der Investitionsbereitschaft um vierProzentpunkte. Ein Grund hierfür könnte sein, dass die Betriebe vor dem Hintergrund der sich eintrübenden Konjunktur vorsichtiger agieren. Die Zahl der Handwerksbetriebe sank im 1. Quartal 2016 um 0,2 Prozent auf 200.200.

Schlagbauer: "Trotz erster dunkler Wolken dürften das stabile Konsumklima und der boomende Wohnungsbau dem Handwerk ein gutes Jahr 2016 bescheren. Insgesamt erwarten wir ein nominales Umsatzwachstum von zwei Prozent. Bei der Beschäftigung rechnen wir mit einem leichten Plus von 0,3 Prozent, die Investitionen dürften um drei Prozent zulegen."

Als Stimmungskiller wirkt dagegen die unsichere Lage bei der Reform der Erbschaftsteuer. Für das bayerische Handwerk ist ein Gelingen von existenzieller Bedeutung, da in den nächsten Jahren etwa 40.000 Handwerksbetriebe mit 200.000 Beschäftigten zur Übergabe anstehen. Gut die Hälfte dieser Übergaben erfolgt innerhalb der Familie. Der BHT-Präsident: "Unsere wichtigsten Forderungen sind weiterhin die Anhebung der Nichtaufgriffsgrenze für die Einhaltung der Lohnsummenregelung von drei auf mindestens fünf Beschäftigte und die Berechnung der Mitarbeiterzahl nach Vollzeitäquivalenten und nicht nach Köpfen."

Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist für das Handwerk Grundvoraussetzung, um seine Leistungen zu markt- und wettbewerbsfähigen Preisen anbieten zu können. "Wir begrüßen deshalb außerordentlich, dass im Bundesverkehrswegeplan 2030 zahlreiche Maßnahmen stehen, die auch dem Handwerk nützen. Ebenso positiv bewerten wir, dass die Instandhaltung und der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur Vorrang vor dem Neubau von Strecken haben sollen", so Schlagbauer. Umso nachteiliger wirken Beschlüsse der Umweltministerkonferenz, mittelfristig nur noch Fahrzeugen mit geringen Emissionen die Einfahrt in die Innenstädte zu erlauben. Vor allem für Handwerker, die ihre Kunden dort haben und zwingend auf ihre Fahrzeuge angewiesen sind, kämen Einfahrverbote quasi einem Berufsverbot gleich. Eine Kostenbelastung für Handwerker und Kunden droht durch den Gesetzentwurf zur Änderung des Bundesfernstraßenmautgesetzes. "Eine Ausweitung der Maut für kleinere Lkw von 3,5 bis 7,5 t zulässiges Gesamtgewicht hätte für unsere Betriebe erhebliche Auswirkungen. Rund 35 Prozent der bayerischen Betriebe verfügen über Anhänger, die die Fahrzeuge zwischen 2,8 und 3,5 t in der Regel mautpflichtig machen. Durch die nicht mehr kalkulierbaren Wegekosten würden Betriebe in der Peripherie Zug um Zug ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren", betonte der BHT-Präsident.

Positiv deutet das bayerische Handwerk Signale aus dem Bundesfinanzministerium, den Kauf von Elektrofahrzeugen steuerlich zu fördern. Besonders wichtig ist, dass die Autobauer an den Kosten beteiligt werden und dass die Förderung zeitlich befristet gilt. Schlagbauer: "Auch die von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble angekündigten steuerlichen Anreize für die betriebliche Altersvorsorge halten wir prinzipiell für richtig. Allerdings sollte daraus kein Zwang per Gesetz entstehen."

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