Präsident Franz Xaver Peteranderl stand der Presse Rede und Antwort.
Handwerkskammer für München und Oberbayern
Präsident Franz Xaver Peteranderl stand der Presse Rede und Antwort.

Peteranderl: "Fortsetzung des Aufschwungs vorprogrammiert"Bayerisches Handwerk beendet 2016 sehr erfolgreich

19. Januar 2017

„Das bayerische Handwerk hat das Jahr 2016 sehr erfolgreich beendet. Hauptverantwortlich dafür ist die nach wie vor äußerst stabile Binnenkonjunktur. Dank gut gefüllter Auftragsbücher und lebhafter Ordertätigkeit ist eine Fortsetzung des Aufschwungs zu Jahresbeginn quasi vorprogrammiert“, betonte Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), bei der Vorstellung der neuesten Konjunkturzahlen. Die Stimmung in den Betrieben war im 4. Quartal 2016 ausgezeichnet, 91 Prozent schätzten ihre aktuelle Lage als gut oder befriedigend ein. Damit wurde das sehr gute Ergebnis des Vorjahreszeitraums (89 Prozent) noch einmal übertroffen. Besonders gut ist die Stimmung im Bau- und Ausbaugewerbe sowie beim Handwerk für den gewerblichen Bedarf.

Insgesamt setzte das bayerische Handwerk 2016 über 107 Milliarden Euro um. Das ist ein Zuwachs von nominal etwa 3,5 Prozent. Rechnet man die Preissteigerung heraus, verbleibt ein Plus von ca. zwei Prozent. Aufgrund der starken ersten Jahreshälfte waren im Durchschnitt rund 920.000 Personen in den Handwerksbetrieben im Freistaat beschäftigt (plus 0,7 Prozent). Somit entstanden im bayerischen Handwerk im vergangenen Jahr mehr als 6.000 neue und zusätzliche Arbeitsplätze. 2016 wurden im bayerischen Handwerk 30.645 neue Lehrverträge geschlossen, das sind 2,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Bayerns Handwerksbetriebe investierten im vergangenen Jahr ungefähr 3,3 Milliarden Euro in neue Maschinen, Gebäude und Fahrzeuge, ein Anstieg von drei Prozent. Die Zahl der bayerischen Handwerksbetriebe lag zum Jahresende 2016 bei etwa 202.200 und damit auf Vorjahresniveau. Für 2017 erwarten die BHT-Konjunkturexperten ein nominales Umsatzwachstum zwischen zwei und drei Prozent. Bei der Beschäftigung rechnen sie mit einem leichten Plus von 0,3 Prozent, die Investitionen dürften um etwa 2,5 Prozent steigen.

Bei Wohnimmobilienkreditrichtlinie nachbessern

BHT-Präsident Peteranderl kritisierte die immer zahlreicheren Auflagen zum Wohnungsbau. Seit einigen Jahren trügen immer neue Verschärfungen bei Energieeffizienz, Barrierefreiheit, Standsicherheit sowie Brand- und Schallschutz ein gehöriges Maß zu den ständig steigenden Baukosten bei. Peteranderl: „Wenn wir in Deutschland auch in Zukunft bezahlbaren Wohnraum erstellen wollen – und das ist vor allem in den Ballungsgebieten dringend nötig – darf es keinesfalls zu weiteren Verschärfungen kommen.“ Stattdessen sollte die Politik vielmehr Abstriche machen, beispielsweise bei der Energieeinsparverordnung, die festlegt, wie viel Energie ein Gebäude verbrauchen darf, erklärte der BHT-Präsident.

Sorgen bereitet dem Handwerk auch der Gesetzentwurf zur Umsetzung der EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie in deutsches Recht, den die Bundesregierung Ende 2016 auf den Weg gebracht hat. Zwar seien die umstrittenen Kreditvergaberegeln entschärft worden, man habe aber an anderer Stelle neue Hürden aufgebaut. Der BHT-Präsident: „Wir fordern den Gesetzgeber auf, nochmals nachzubessern.“ Die Politik sollte auch über die Wiedereinführung der Eigenheimzulage nachdenken, damit sich mehr junge Familien Wohneigentum leisten können, so Peteranderl: „Die Wohneigentumsquote in unserem Land ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern deutlich zu niedrig!“ Der BHT-Präsident beklagte außerdem die steigenden Energiekosten für die Handwerksbetriebe. Zu Jahresbeginn ist die EEG-Umlage auf 6,88 Cent je Kilowattstunde geklettert. Das Institut der deutschen Wirtschaft geht sogar davon aus, dass es bis 2025 zu einer weiteren Anhebung auf bis zu zehn Cent pro Kilowattstunde kommen wird. Peteranderl: „Da sich die Energiekosten zu einer immer größeren Belastung für das Handwerk entwickeln, fordern wir, dass die Energiezusatzkosten, wie EEG-Umlage und Netzentgelte, endlich gedeckelt werden.“