Präsident Franz Xaver Peteranderl stand der Presse Rede und Antwort.
Handwerkskammer für München und Oberbayern
Präsident Franz Xaver Peteranderl stand der Presse Rede und Antwort.

Peteranderl: "Zeichen stehen weiter auf Wachstum"Bayerisches Handwerk 2017 in Topform

24. Januar 2018

"Nach einem starken 2017 stehen die Zeichen im bayerischen Handwerk weiter auf Wachstum. Die Betriebe blicken äußerst optimistisch auf die nächsten Wochen und Monate. Niedrige Zinsen, steigende Einkommen und die stabile gesamtwirtschaftliche Lage geben der Handwerkskonjunktur Rückenwind", erklärte Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), bei der Präsentation der neuesten Konjunkturzahlen. 91 Prozent der bayerischen Betriebe rechnen im 1. Quartal 2018 mit einer guten oder befriedigenden Geschäftsentwicklung. Das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Verbesserung um einen Punkt.

Im 4. Quartal 2017 bewerteten 92 Prozent der Betriebe die eigene Lage als gut oder zumindest befriedigend, zwei Punkte mehr als noch vor Jahresfrist. Im Jahresdurchschnitt wurde mit 92 Punkten sogar eine neue Bestmarke erreicht: Zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung lag dieser Wert bei über 90 Punkten. Auch die Auftragsbücher der bayerischen Handwerksbetriebe sind im 4. Quartal 2017 noch etwas dicker geworden. Die Betriebe haben durchschnittlich Arbeit für 8,0 Wochen – das sind 0,7 Wochen mehr als vor einem Jahr. Die Auslastung der Betriebe lag im 4. Quartal mit 82 Prozent einen Punkt über dem hohen Niveau des Vorjahres. Trotz zwei Arbeitstagen weniger konnten die Betriebe laut ersten Schätzungen im 4. Quartal mindestens 3,5 Prozent höhere Umsätze einfahren. Bereinigt um die Inflation bleiben real 1,3 Prozent mehr Umsatz. In Summe haben die bayerischen Handwerksbetriebe im 4. Quartal 2017 gut 32 Milliarden Euro umgesetzt. Im Gesamtjahr 2017 erwirtschafteten die Betriebe im Freistaat etwa 111,5 Milliarden Euro. Das entspricht einem Umsatzplus von 4,5 Prozent. Abzüglich der Preissteigerung verbleibt ein reales Plus von 2,3 Prozent.

Die Beschäftigung im bayerischen Handwerk legte im 4. Quartal 2017 leicht zu: 922.000 Menschen waren zum Jahresende in den Betrieben im Freistaat beschäftigt. Das sind etwa 0,6 Prozent mehr als Ende 2016. Auf Jahressicht stieg die Zahl der Mitarbeiter um ein Prozent auf durchschnittlich 928.000. Die positive Grundstimmung zeigte sich auch in den getätigten Investitionen: Etwa 960 Millionen Euro gaben die Handwerksbetriebe im 4. Quartal für neue Gebäude, Maschinen oder Fahrzeuge aus. Das ist ein Zuwachs um 5,4 Prozent. Im Gesamtjahr 2017 beliefen sich die Investitionsausgaben im bayerischen Handwerk auf etwa 3,5 Milliarden Euro. Damit lagen sie um fünf Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Zum Jahresende 2017 verzeichnete das bayerische Handwerk 203.000 Betriebe, das entspricht einem Plus von 0,3 Prozent. Für 2018 rechnet das Handwerk im Freistaat mit einer weiterhin guten Konjunkturentwicklung: Der Umsatz dürfte um drei bis vier Prozent zulegen, die Zahl der Beschäftigten um bis zu ein Prozent steigen.

Koalitionsverhandlungen

Erleichtert äußerte sich der BHT-Präsident über die Zustimmung der SPD für Koalitionsverhandlungen mit der Union: "Damit ist man einer GroKo-Neuauflage schon ein ganzes Stück näher als Jamaika." Die in den Sondierungen erzielten Vereinbarungen hält Peteranderl allerdings noch nicht für ausreichend: "Das Regierungsgebäude würde zwar nicht zusammenstürzen; dennoch bedarf es einiger Korrekturen, um es stabil und wetterfest zu machen", betonte der Bauunternehmer.

Für negativ hält das bayerische Handwerk beispielsweise, dass es keinerlei steuerliche Entlastungen für Bürger und Unternehmen geben soll. "Die diskutierte Abschaffung des Solidaritätszuschlags, den alle bezahlt haben, wäre eine Mogelpackung, wenn er nicht auch für alle entfällt. Die Staatskassen sind voll, finanzieller Spielraum ist vorhanden. Jetzt hätte eine neue Bundesregierung außerdem die Chance, die kalte Progression abzuschaffen und den Mittelstandsbauch zu begradigen", erklärte Peteranderl. Man sehe aktuell in den USA, wie einfach der Staat mit Steuersenkungen Investitionen im Inland erreichen könne. Kostensteigernd würde sich für die Handwerksbetriebe die Wiedereinführung der Parität bei den Beiträgen zur Krankenversicherung auswirken, so Peteranderl: "Die Höhe der Sozialversicherungsbeiträge darf in der Summe 40 Prozent keinesfalls überschreiten. Das ist unverhandelbar!"

Volksbegehren

Für richtig hält das Handwerk im Freistaat z.B. die Überlegungen zu einem "Fachkräftezuwanderungsgesetz". Der BHT-Präsident: "Wichtig ist, dass ein solches Gesetz auch beruflich Qualifizierte einschließt." Wohlwollend wird im Handwerk auch das Bekenntnis von Union und SPD zur beruflichen Bildung aufgenommen. Auch die angekündigte Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung findet die Zustimmung des bayerischen Handwerks.

Das von den Grünen in Bayern initiierte Volksbegehren gegen Flächenverbrauch müsse "sehr differenziert" betrachtet werden, sagte Peteranderl: "Auch das Handwerk hält unsere bayerische Heimat für besonders schützenswert. Die Bewahrung der Schöpfung ist unseren Betrieben ein Herzensanliegen. Ebenso haben wir im Zuge der Novellierung des Landesentwicklungsprogramm (LEP) klargemacht, dass eine Lockerung des Anbindegebots überhaupt nicht im Interesse des Handwerks ist. Dies führt zu noch mehr großflächigen Handelseinrichtungen auf der grünen Wiese. Mit der Folge, dass Ortszentren veröden und Kaufkraft aus den Innenstädten abgezogen wird."

Pauschal eine Obergrenze für den Flächenverbrauch zu fordern, greife allerdings zu kurz. Um den Mangel an bezahlbarem Wohnraum zu bekämpfen, müssten zusätzliche Flächen für den Wohnungsbau zur Verfügung gestellt werden, sagte der BHT-Präsident: "Bezahlbarer Wohnraum in den Metropolregionen kann auch als Mittel gegen Nachwuchs- und Fachkräftemangel dienen." Eine künstliche Verknappung von Wohn- und Gewerbeflächen hätte dagegen zusätzliche Verkehrsströme zur Folge, da die Menschen immer weiter zu ihren Arbeitsplätzen pendeln müssten. Peteranderl: "Gerade vor dem Hintergrund der Diskussion um Dieselfahrverbote in Bayerns Städten kann das nicht im Interesse von Politik und Wirtschaft sein."

Beitrag von Alexander Tauscher zur Handwerkskonjunktur:

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